Naturheilpraxis - Ausgabe 01/2002
Elektrizität in innovativen Anwendungen zur onkologischen Therapie
von Eberhard W. Eckert
  1. Krebs, diese Allgemeinbezeichnung für etwas sich neu Bildendes, Bösartiges, scheint seit Urzeiten die Fauna einschließlich des Menschen begleitet zu haben, auch in Deutschland. So finden wir schon vor 1000 Jahren in der Hildegard (von Bingen)-Medizin Behandlungsempfehlungen, die durchaus moderne Aspekte enthalten (Präkanzerose, Diät, Ausleitung,...).
  2. Trotz rasanter Entwicklung der Wissenschaften hat sich weder bei der Vorbeugung noch Früherkennung noch Therapie/Heilung der Krebse ein Durchbruch erzielen lassen. Es ist im Gegenteil eine Zunahme der Krebserkrankungen gerade in den Industriestaaten zu verzeichnen und führt zu den Fragen, was sogenannte Zivilisation, modernes Leben und Zeitgeist zur Krebsentstehung beitragen – und was zur Krebsbewältigung?
    In unseren Tagen gibt es Stimmen, die neben "der Chemie" auch "den Elektrosmog" für Krebsauslösung/Krebsförderung verantwortlich machen wollen. Dass es kanzerogene (direkt oder indirekt zu Krebsgeschehen anreizende) einzelne Stoffe gibt, gilt inzwischen als gesichert; gleichermaßen kann ionisierende Strahlung wirken; in Bezug auf nichtionisierende Strahlung liegt dafür bis zur Stunde kein einziger wissenschaftlich gesicherter Beweis vor.
  3. Zusammenhänge zwischen Krebs und Elektrizität gibt es aber seit alters her. Nachdem der deutsche Physiker Wall um 1600 die Reibungselektrizität wiederentdeckt hatte und 1743 Christian August Hausen in Leipzig die Elektrisiermaschine erfand, wurde in Deutschland wie auch europaweit begeistert experimentiert, wovon die Bücher und Schriften von Kratzenstein (1744), F. Hoffmann (1745), Winkler (1750), J. G. Schäffer (1752), C. G. Bose (um 1758) u.a. zeugen. In Görlitz wurde 1779 die "Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaft" gegründet, die ganz besonders medizinische Elektrizitätsanwendung pflegte. Beim Besuch von Museum und Bibliothek begegnen uns zahlreiche große Namen wie Alexander von Humboldt (der "Lebenskraft" mit Umweltelektrizität in engen Zusammenhang setzte !). Beethoven wurde um 1801 gegen seine Schwerhörigkeit "galvanisiert", leider ohne Erfolg. Als Galvani 1774 die elektrische Natur der Nervenleitung vermutete und 1791 elektrische Phänomene an tierischem Gewebe beweisen konnte, brach in Wissenschaft und Medizin eine Elektrizitäts-Euphorie aus, die bis zu elektrischen Experimenten an Hingerichteten reichte. Bedauerlich, dass die in diesem und dem folgenden Jahrhundert vor allem in Deutschland erstarkenden Gesundheits-/Naturheil-/Leibesübungen-Bewegungen sich nicht ausreichend mit Elektrizitätsanwendungen für ihre Zwecke befassten, wir stünden heute sehr viel besser da.
  4. Doch im Gegenteil wurde der Mensch seitens der Medizin ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend nicht mehr als Leib-Seele-Einheit angesehen, vielmehr scheint im Zuge der stürmischen Entwicklung der rationalen Wissenschaft die Seele außer Sichtweite geraten zu sein, es zählten nur noch materialistische, energetisch belegbare Dinge; die Nachrichtentechnik war noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung und die Informationstheorie noch nicht existent.
  5. Dennoch wurde die Elektrizität alsbald auch zur Krebstherapie eingesetzt, siehe z. B. Museum in Görlitz. Weiteren Auftrieb gab im Jahr 1880 ein Bericht in der Zeitschrift Lancet/England, demgemäß eine Krebserkrankung nach einem Blitzschlag verschwunden sein soll. Acht Jahre später setzte Apostoli in Frankreich Gleichstrom bei der gynäkologischen Krebsbehandlung ein; eine jetzt für allgemeine Anwendung vor allem von Nordenström wieder aufgegriffene Methode und in den letzten Jahren zunehmend praktiziert. Dennoch neigte sich um die Wende von 19./20. Jahrhundert im Wettlauf zwischen Elektromedizin und pharmazeutisch-chemischen Methoden die Waage zugunsten der letzteren. Nach den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts stand fest, dass für lange Zeit "die Chemie" im weitesten Sinn Spitzenreiter sein und bleiben würde.
    Merkwürdig insofern, als im gleichen Zeitraum durch die Atomphysik die Chemie (= das Hüllengeschehen in den Atomen) endgültig auf die Physik zurückgeführt werden konnte (nachdem die ersten Postulate dazu schon von 1812 datieren!).
    Obgleich auch Chemie und Pharmakologie ungeachtet aller Fortschritte vieles in der Biochemie bis heute nicht oder nicht genau zu erklären vermögen, können sie doch da, wo Abläufe in Einzelschritten Lücken aufweisen, auf empirisch gewonnene Werte, Erfahrungen, Statistiken verweisen, welche die Elektrizitätsanwendung in diesem Maße auch nicht entfernt vorlegen kann.
    Im Grunde weiß die eine wie die andere Disziplin nicht ganz genau, mit welchem Wirkungsmechanismus sie was im Einzelnen bewirkt: Nur die Ergebnisse zählen. Wie werden Ergebnisse heute erzielt?

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