Diagnostik und Therapie chronisch-rezidivierender Erkrankungen der oberen Atemwege
von Michael Martin

Chronisch rezidivierende Infekte plagen inzwischen ca. ein Drittel der Bevölkerung in den zivilisierten Ländern. In besonderem Maße sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene betroffen. Die Ursachen sind vielschichtig. Natürlich steht an erster Stelle die genetische Disposition, die für immunologische Schwächen verantwortlich sein kann, die aber auch Einfluß darauf nimmt, wie schädliche Umwelteinflüsse beantwortet werden. Unbestritten führt die unüberschaubare Vielzahl von Xenobiotika – und hier insbesondere die luftgetragenen Schadstoffe – zu Funktionseinschränkungen und Belastungen des Immunsystems sowie der epithelialen Grenzflächen in schwer zu objektivierbarem Ausmaß. Die Fähigkeit, adäquat auf Reize und Belastungen der Umwelt zu reagieren, ist keinesfalls bei jedem Menschen gleich. So darf die Tatsache, daß immunologisch robuste Individuen deutlich weniger anfällig auf Umwelteinflüsse reagieren nicht dazu führen, daß diese als Maßstab für die Beurteilung etwaiger Umweltgefahren für die Bevölkerung gelten. Im Gegenteil: der Maßstab sind die Schwächsten unter uns (Kinder!).
Nach einer Untersuchung des Frankfurter Gesundheitsamtes Anfang der neunziger Jahre erkranken ca. 10% aller Kinder an Bronchitis, die über das übliche Maß einer Erkältungskrankheit hinausgeht.
Von 477 untersuchten fünf- bis sechsjährigen Jungen und Mädchen in Oberbayern und der Oberpfalz wurde bei 5,6% Asthma bronchiale diagnostiziert.
Neben den genetischen Einflüssen spielen soziale Faktoren (Armut) sowie die Ernährungsgewohnheiten und die Psyche eine erhebliche Rolle. Darüber hinaus führt eine nicht unerhebliche Zahl von Medikamenten und medizinischen Therapien zu (erworbenen) Immunschwächen.

Wir werden also mit einer Vielzahl von möglichen Ursachen konfrontiert, die es gilt bei jedem einzelnen Patienten aufs neue zu erfassen und einzuordnen. Dazu ist eine fundierte Labordiagnostik unverzichtbar.