Naturheilpraxis - Ausgabe 05/2001
Haut-Umwelt-Allergie
von Elke Schmid

Einleitung
Wir sind heutzutage unzähligen Umweltbelastungen ausgesetzt. Unser Immunsystem ist gezwungen sich nicht nur mit Allergenen wie Pollen, Tierhaaren, Hausstaubmilben etc. auseinanderzusetzen,sondern wird zusätzlich mit multiplen Chemikalien aus Industrie, Haushalt und Kraftfahrzeugen bombardiert. Über 120.000 verschiedene Chemikalien sind im Einsatz, wodurch ein unkalkulierbares Risiko für den Menschen und sein Immunsystem entstehen kann. Oftmals ist es zuerst die Haut- ein sensibles Organ mit direktem Kontakt zur Umwelt - an der sich allergische Erkrankungen oder Unverträglichkeitsreaktionen manifestieren. Bei der Vielzahl an Stoffen die dem Menschen über Nahrung, Kleidung oder Luft zugeführt werden ist es extrem schwierig oder oftmals sogar unmöglich, den für das jeweilige Krankheitsbild verantwortlichen Stoff ausfindig zu machen.
Ein weiteres wichtiges Kontaktorgan für Umweltstoffe ist unser Bronchialsystem und die Lunge. Täglich werden in Ruhe 15.000-20.000 Liter Luft ventiliert. Man kann sich gut vorstellen, dass diese inhalierte Luft- möglicherweise belastet mit Pollen,Pilzen,Staub und Umweltchemikalien -einen nicht unerheblichen Einfluß auf unsere Gesundheit nimmt.
Welche Stoffe können wir nun im einzelnen für krankhafte Reaktionen an Haut-und Bronchialsystem verantwortlich machen? Welche Krankheitsbilder können entstehen? Selbstverständlich ist es nicht möglich, bei der Fülle an Umwelterkrankungen einen vollständigen und lückenlosen Überblick zu geben. Viele Mechanismen sind außerdem noch nicht aufgeklärt, viele Stoffe noch nicht herausgefiltert. Trotzdem will ich versuchen, auch anhand einiger Fallbeispiele, Ihr Interesse für Umwelterkrankungen und Allergien zu wecken, um sie bei unklaren Befunden auch an die Möglichkeit einer durch die Umwelt verursachte Reaktion denken zu lassen.

Allergie oder Unverträglichkeit?
Mit dem Begriff „Allergie“ wird oftmals großzügig umgegangen.Viele Krankheitsbilder deren Ursache man nicht so genau kennt werden fälschlicherweise pauschal als „allergisch“ bezeichnet. Dabei ist eine Allergie genau definiert: der Körper reagiert auf körperfremde Stoffe (z.B. Pollen, Hausstaubmilben) durch die Bildung von sogenannten Antikörpern in einer übersensiblen und für den Körper krankmachenden Art und Weise. Der Körper stellt sich auf Abwehr ein, Botenstoffe wie Histamin werden freigesetzt.
Bei der Allergie vom Soforttyp geschieht dies innerhalb von Sekunden bis Minuten. Das bekannteste Beispiel hierfür ist die Pollenallergie: gelangen Pollen auf die Schleimhäute, so können diese innerhalb kurzer Zeit anschwellen, die Sekretion wird angeregt, das Bronchialsystem kann sich spastisch verengen - Fließschnupfen,tränende Augen, Husten, Asthma bronchiale entstehen.
Als weiteres Beispiel wäre die Nahrungsmittelallergie zu nennen: bei einer allergischen Reaktion z.B. auf Erdnüsse kann der Patient innerhalb von Minuten Hautschwellungen (z.B. Anschwellen der Oberlippe), Nesselsucht (Quaddelbildung) aber auch asthmatische Beschwerden bis hin zu Kreislaufreaktionen (Blutdruckabfall, anaphylaktischer Schock) entwickeln.
Die Allergie vom Spättyp kann sich auch noch Stunden (bis zu 48h) nach dem Kontakt mit dem Allergen manifestieren. Typisch hierfür ist die sogenannte Kontaktallergie. An der Haut sieht man vielgestaltige Exantheme: Papeln, Pusteln, Bläschenbildung oder schuppende Ekzeme. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Nickelallergie. Nach Tragen von nickelhaltigem Schmuck entwickeln sich an den entsprechenden Stellen (z.B. Ohrläppchen, Bauchnabel wo Jeansknopf aufliegt) juckende Ekzeme.

Eine Unverträglichkeitsreaktion oder Intoleranzreaktion hingegen basiert auf anderen Mechanismen. Der Patient kann zwar in ähnlicher Art und Weise mit Quaddeln, Ekzemen oder Asthmaanfällen reagieren. Diese Reaktion wird aber nicht durch Antikörper vermittelt. Meistens ist die Erkrankung im Vergleich zur Allergie, wo winzigste Partikel ausreichen, um die Reaktion in Gang zu setzen, dosisabhängig,d.h. die Menge des aufgenommenen Stoffes bestimmt, ob der Patient darauf krankhaft reagiert. Beispiele hierfür sind Unverträglichkeiten von Nahrungsmittelzusatzstoffen, Konservierungsstoffen, Farbstoffen etc.

Krankmachende Umweltstoffe aus der Luft
In der Luft können sich wie bereits erwähnt unzählige Partikel befinden. Von großer Relevanz für allergische Erkrankungen der Schleimhäute und Atemwege sind Pollen, Tierhaare (meist Katzen-oder Hundeepithelien) und Hausstaubmilben.

Bei der Pollenallergie reagiert der Patient je nach Sensibilisierung auf frühblühende Bäume (Birke-Erle-Hasel),Gräserpollen oder Spätblüher (z.B. Beifußallergie). Allgemein bekannt ist, dass pollenallergische Patienten mit Nießattacken, Fließschnupfen, Augentränen bis hin zu asthmatischen Beschwerden reagieren können. Weniger bekannt ist hingegen, dass sensibilisierte Patienten auch an der Haut Symptome entwickeln können. Gerade Patienten mit Veranlagung zu Neurodermitis entwickeln während des Pollenflugs an luftexponierten Stellen (z.B. um die Augen, an Decolleté und Armen) schuppende, juckende Ekzeme die sich durch Anlagerung der Pollen an die Haut erklären lassen. Man bezeichnet dies als sogenanntes „aerogenes“, d.h. über die Luft anflutendes Kontaktekzem. Bei entsprechender Anamnese sollte man unbedingt daran denken

In Wohnungen kann sich ein weiteres wichtiges Umweltallergen finden: Schimmelpilze. Relevant sind die Pilze
  • Alternaria
  • Aspergillus
  • Penicillum
  • Cladosporium
Diese Schimmelpilze finden sich in feuchtem Mauerwerk (oftmals im Badezimmer), an Fenster-und Bilderrahmen, hinter Schränken. Aber auch in Blumenerde und im Biomüll können Pilze in hoher Konzentration vorkommen. Die eingeatmeten Sporen verursachen bei auf Schimmelpilz allergischen Patienten unterschiedliche Symptome: Husten, Asthma bronchiale, heuschnupfenartige Symptome bis hin zu chronischer Müdigkeit und Infektanfälligkeit. An der Haut können sich ausgeprägte Ekzeme meist im Gesichtsbereich bilden.

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