Naturheilpraxis - Ausgabe 05/2002
Durchblutungsstörungen – Imagination
von Micheline Geldsetzer

Was haben Durchblutungsstörungen mit Imagination zu tun?
Imagination ist das "Hauptwerkzeug" der Arbeit mit Hypnose. Dies bedeutet, dass mittels konkreter Bilder (z.B. Erinnerungen des Patienten an bestimmte Ereignisse) oder Metaphern (Bruch eines Staudammes als Metapher für Wutausdruck), die der Therapeut verbal "anbietet" bzw. beschreibt, der Patient eine Veränderung sowohl auf der subjektiven, aber auch auf der physiologischen Ebene erreichen soll bzw. kann.

Auf der subjektiven Ebene finden folgende Veränderungen statt:
  • Einengung der Aufmerksamkeit
  • Veränderung der Körperwahrnehmung
  • Trancelogik (d.h. Toleranz gegenüber logischen Widersprüchen)
  • Zunahme der Vorstellungsaktivität
  • Veränderte Zeitwahrnehmung (in der Regel Verkürzung)
  • Größere Emotionalität
  • Verbesserung dissoziativer Prozesse
  • Erhöhte Suggestibilität
Auf der physiologischen Ebene werden folgende Veränderungen beschrieben:

Hirnphysiologisch:
  • Zunahme der Theta-Aktivität
  • Ereigniskorrelierte Potentiale belegen Einfluss von Hypnose auf kognitive Vorgänge
  • Zunahme der Alpha-Aktivität nicht gesichert
Endokrinologisch:
  • Abnahme von Katecholaminen, Vanillinmandelsäure
  • Abnahme von Kortisol fraglich
Hämatologisch:
  • Zunahme der Haftfähigkeit von Leukozyten am Endothel und darüber Abnahme der Leukozyten in der Zirkulation unmittelbar nach Hypnose
  • Ca. 2 Stunden nach Hypnose Verschiebung des Differentialblutbildes (Abnahme von Neutrophilen, Zunahme von Lymphozyten)
Autonomes Nervensystem:
  • Die Dämpfung des sympathischen Erregungsniveaus führt zu entsprechenden Veränderungen autonomer Reaktionen (Atemrate, Blutdruck, Temperatur etc.). (Bongartz & Bongartz, 1998)
Auch längerfristige Veränderungen finden sich in klinischen Arbeiten (z.B. Senkung des Blutdruckes, die auch 6 Monate anhält). Diese Veränderungen können auch mittels anderer Entspannungsverfahren und durch Meditation erreicht werden. Hypnose bietet über die genannten Verfahren hinaus jedoch weitergehende Interventionsmöglichkeiten, die das Behandlungsspektrum vergrößern.

Durch die beschriebenen physiologischen Veränderungen wird deutlich, dass Hypnose auch bei Durchblutungsstörungen helfen kann. In Trance werden mit dem Patienten Erfahrungen zur Beeinflussung des Körpers erarbeitet. Der Patient erlebt dann eine veränderte Realität, die an die Stelle der realen Situation tritt.
Voraussetzung ist, dass der Patient motiviert ist, sich mittels Hypnose bzw. Hypnotherapie helfen zu lassen. Weiterhin sollte er durchschnittlich intelligent, konzentrationsfähig und kreativ sein, um Bilder visualisieren zu können.

Einfluss der Hypnose auf das Blutbild
Beeinflussung der Durchblutung und Blutungskontrolle mittels Hypnose

Fazit
Dieser Artikel soll die Möglichkeiten des psychotherapeutischen Arbeitens bei Durchblutungsstörungen aufzeigen. Es wurden einige konkrete Beispiele umrissen, in denen der Einsatz von Hypnose sinnvoll ist. Hypnotherapeutische Interventionen wirken direkt und schnell auf körperliche Veränderungen ein, weswegen sie bei somatischen und psychosomatischen Symptomen ein gutes "Handwerkszeug" im "Köcher" des Therapeuten sind. In akuten Situationen ist die Ansprechbarkeit des Patienten auf direkte Suggestionen besonders hoch. Bei chronischen Erkrankungen muss eine Akzeptanz des Verfahrens vorhanden sein, damit der Patient sich auf die Interventionen einlassen kann. Hier sind dann eher indirekte Suggestionen (wie Geschichten und Metaphern) sinnvoll. Je nach Bedarf des Behandlers oder des Patienten, kann mit einzelnen Techniken das Ziel erreicht werden oder erfolgt im Rahmen einer Psychotherapie die Aufarbeitung psychodynamischer Hintergründe.

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