Naturheilpraxis - Ausgabe 05/2002
Ginkgo Biloba
von Susanne Krell

1. Herkunft und Historie:
Ginkgo biloba ist die älteste, lebende Baumart der Welt. Fossile Blattfunde weisen darauf hin, dass es den Ginkgobaum bereits vor mehr als 270 Millionen Jahren – also in der Ära der Dinosaurier – gegeben hat. Während dieser Zeit existierten mehrere Arten, die sowohl in Europa als auch in Asien und Nord-Amerika weit verbreitet waren.(Abb. 2 + 3)

Während der großen Eiszeiten in Europa und Nordamerika verschwand der Ginkgo aus der dortigen Flora und westliche Wissenschaftler glaubten ihn lange für ausgestorben.

Im Jahre 1691 jedoch unternahm der deutsche Physiker und Botaniker Engelbert Kaempfer im Auftrag der niederländischen Ost-Indien Gesellschaft eine Reise nach Asien und entdeckte ihn in Japan wieder. Anscheinend hatte sich die Ginkgo-Vegetation, die inzwischen nur noch aus einer einzigen Art bestand, nach Asien zurückgezogen und dort die Eiszeiten überdauert.

Die asiatische Ginkgo-Art überlebte beinahe unverändert, weshalb ihr Darwin im Jahre 1859 das Attribut "Lebendes Fossil" zuschrieb.
In Asien wusste man zu dieser Zeit bereits von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten dieser Pflanze und die Bäume wurden dort von Mönchen in Tempelanlagen gepflegt. Auch gab es bereits zahlreiche medizinische Schriften, in denen der Gebrauch von Ginkgo für die verschiedensten Erkrankungen beschrieben war.

Kaempfer brachte während einer späteren Reise Samen mit nach Holland, wo im botanischen Garten von Utrecht einer der ersten Bäume in Europa gepflanzt wurde.

Über die Herkunft des Namens "Ginkgo" ist man sich bis heute nicht vollkommen im Klaren.
Die gängigste Theorie geht davon aus, dass er sich vom Chinesischen (später auch Japanischen) "Ginkyo" ableitet, was "Silber-Aprikose" bedeutet (gin = silber; kyo = Aprikose).

Zurückzuführen ist dies darauf, dass der Samen die Form und Größe einer kleinen Aprikose besitzt und in reifem Zustand matt silber glänzt.
Man nimmt an, dass durch einen Schreibfehler Kaempfers oder eine falsche Vervielfältigung das "y" zu einem "g" wurde.
Der Zusatz "biloba" stammt aus dem Lateinischen und ist durch die Form der Blätter zu erklären:
"bis" bedeutet zwei, "loba" steht für "Lappen".

Allein im deutschen Sprachraum finden sich jedoch noch viele andere Namen:
Ginkgobaum, Goethebaum, Entenfußbaum, Fächerblattbaum, Mädchenhaarbaum, Weisse Frucht, Beseeltes Ei, Tausend Taler, Elefantenohrbaum, Goldfruchtbaum, Silberaprikose, Tempelbaum, Japanbaum, Japanischer Nussbaum.

2. Medizinische Geschichte:
Wie bereits erwähnt, nutzte man die Heilkräfte des Ginkgo in der chinesischen – und später in der japanischen – Medizin schon lange. Im Gegensatz zum westlichen Kulturkreis, wo hauptsächlich die Blätter Verwendung finden, stehen in der traditionellen chinesischen Medizin eher die Samen im Vordergrund.
Zu den Anwendungsgebieten der Samen (baigo) zählten unter anderem:
Asthma, Husten und Blasenentzündung.

In roher Form sollen sie Krebs bekämpfen können; gekocht galten sie als wirksames Mittel zur Verbesserung der Verdauung und als Gegenmittel bei diversen Vergiftungen.
Wenn auch in geringerem Maße, so hatten auch bereits die Blätter medizinische Relevanz.
Die ersten gesicherten Aufzeichnungen stammen aus dem Jahre 1436, wo im die äußerliche Anwendung von Ginkgo-Blättern bei Hauterkrankungen, Entzündungen und als Wundpflaster beschrieben wird.
Innerliche Anwendungen sind ab etwa 1500 n. Chr. beschrieben und dienten hauptsächlich der Behandlung von Durchfällen.
In der westlichen Welt begannen Mediziner erst in den späten 1950er Jahren mit der Erforschung und Anwendung von Ginkgo-Präparaten.
Der erste Blatt-Extrakt wurde 1965 hergestellt und seit den siebziger Jahren beschäftigten sich sowohl Botaniker, als auch Mediziner und Biochemiker in zunehmendem Maße mit der Pflanze.
Im Jahre 1990 erhielt der Chemiker Dr. Elias J. Corey der Harvard University sogar den Nobelpreis für die Erforschung der Synthese des Ginkgolid B.

3. Medizinisch wirksame Bestandteile
Ginkgoblätter enthalten zwei Gruppen an aktiven Chemikalien: Flavanon-Glycoside und Terpen-Lactone.

Zu den Flavanon-Glycosiden zählen Kaempferol, Quercetin und Isorhamnetin.

Die Terpen-Lactone umfassen Ginkgolide A, B, C und Bilobalide. Die Ginkgolide, besonders Ginkgolid B, sind ein wirksamer Inhibitor des sogenannten Plättchen aktivierenden Faktors(PAF), verantwortlich für die Blutgerinnung.

Für den medizinischen Gebrauch wurde ein genau standardisiertes Extrakt entwickelt, das unter dem Namen GBE (Ginkgo Biloba Extrakt) bzw. unter dem Handelsnamen Egb 761 bekannt ist.

Die Herstellung ist ein relativ langwieriger Prozess von ungefähr zwei Wochen, der insgesamt 27 Arbeitsschritte erfordert. Aus 50 Pfund getrockneten Blättern kann letztendlich 1 Pfund GBE gewonnen werden.

Die Schwierigkeit besteht in der genau bestimmten Zusammensetzung der Wirkstoffe:
So muss der Extrakt genau 24% Flavanon-Glycoside und 6% Terpen-Lactone enthalten und toxische Stoffe, die ebenfalls in den Blättern zu finden sind, müssen weitestgehend eliminiert werden.

zurück  zum Seitenanfang
Naturheilkunde Tagesklinik AG - Deutschhausstr. 28 - 35037 Marburg -
Telefon: 0 64 21 - 69 00 74 - Fax: 0 64 21 - 69 00 72
nhk-ag@gmx.de -  Datenschutzerklärung  -  Impressum