Naturheilpraxis - Ausgabe 06/2001
Verhaltenstherapie bei Depressionen
von Micheline Geldsetzer

Im folgenden Artikel wird zunächst die Verhaltenstherapie an sich kurz erläutert, um dann konkreter auf das Krankheitsbild der Depression einzugehen. Im anschließenden Fallbeispiel soll verdeutlicht werden, wie verhaltenstherapeutisches Arbeiten bei einer Depression umgesetzt werden kann.

Was ist Verhaltenstherapie?
Die Verhaltenstherapie ist eine moderne Psychotherapierichtung, deren erste Ansätze in den 50er Jahren entwickelt wurden. Damals wurde die therapeutische Praxis fast vollständig von tiefenpsychologischen Schulen, die auf Sigmund Freud zurück gehen, beherrscht. Die ersten verhaltenstherapeutischen Arbeiten erfolgten auf der Grundlage wissenschaftlicher Arbeiten (also experimenteller Psychologie). Zur Abgrenzung gegenüber der tiefenpsychologischen Richtung, die unter dem Namen „Psychotherapie“ bekannt war, nannte man diesen Ansatz „Verhaltenstherapie“. Außerdem interessierte man sich damals mehr für die Auswirkungen bestimmter situativer Gegebenheiten auf das menschliche Verhalten und ignorierte das, was „im Menschen“ ablief. Diesen sah man als die sog. „black box“ an, in die man nicht hinein schauen möchte und muss, da das jeweilige Verhalten durch konkrete Auslöser hervorgerufen werde. Seit der „kognitiven Wende“ interessieren sich auch die Verhaltenstherapeuten sehr wohl, für das Innermenschliche (sprich: Kognitionen, Emotionen etc.).

Der Begriff „Verhaltenstherapie“ hat viel Verwirrung geschaffen, da er impliziert, man könne Verhalten durch Training ändern und die „Ursache“ der Störungen vernachlässigen. Die moderne Verhaltenstherapie geht dagegen davon aus, dass unser Verhalten durch das Zusammenspiel von 3 Systemen zustande kommt und in der Therapie alle diese Ebenen berücksichtigt werden sollten:
  • Das körperlich-emotionale System
  • Das Gedanken- oder kognitive System
  • Das motorische System
So gesehen umfasst der Begriff Verhalten alle Aspekte seelischen Geschehens: Der Mensch denkt, fühlt und handelt. Wenn eines oder mehrere dieser Systeme gestört sind, oder wenn ihr Zusammenspiel schlecht funktioniert, können seelische Probleme oder psychische Erkrankungen entstehen.
Mit Hoffmann (1990) lassen sich 7 Merkmale der Verhaltenstherapie zusammenfassen.

Fallbeispiel für verhaltenstherapeutisches Arbeiten
Das verhaltenstherapeutische Methodenspektrum bietet verschiedenste Möglichkeiten in der Behandlung depressiver Erkrankungen. Wichtigste Voraussetzung ist die Motivation des Patienten zur Mitarbeit. Dies setzt voraus, dass er sich auch außerhalb der Therapiesitzung Zeit nimmt, sich mit „Hausaufgaben“ auseinander zu setzen. Die wichtigste Komponente ist das Durchbrechen des depressiogenen Gedankenzirkels. Natürlich muss die Suizidalität immer berücksichtigt werden. U. U. ist diese so massiv, dass sich der Patient zeitweise in stationäre Behandlung begeben muss. Um dies zu entscheiden ist es unerlässlich, mit den behandelnden Ärzten zusammen zu arbeiten. Auch die medikamentöse Begleitung sollte gut abgesprochen werden.

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