Naturheilpraxis - Ausgabe 07/2001
Wirksam beim prämenstruellen Syndrom: Mönchspfeffer
von Bruno Vonarburg

Der Mönchspfeffer ist eine dekorative Pflanze, die bereits in griechischer Antike Aufsehen erregte. In Homers Ilias aus dem 6. Jahrh. v. Chr. wird sie als Symbol der Keuschheit erwähnt. Schon früh erkannte man, dass die pfefferartig schmeckenden Früchte die Wirkung besitzen, die sexuelle Begierde abzuschwächen. Nicht umsonst trägt der Strauch im Volksmund den Namen „Keuschlamm“, was so viel wie „keusch wie ein Lamm“ bedeutet. Gebräuchlich ist auch der Name „Mönchspfeffer“. In alter Zeit gebrauchte man in Klöstern die gemahlenen Samen als Gewürzpulver, um den Geschlechtstrieb der zölibatär lebenden Eremiten zu unterdrücken. Die Blüten galten ferner als Sinnbild der sinnlichen Tugend und wurden noch vor Jahrzehnten in Italien den Novizen auf den Weg zum Konvent gestreut.
Die Pflanze wird in der Botanik als Vitex agnus castus bezeichnet. Der Gattungsname „Vitex“ stammt vom lateinischen „viere = binden“ und bringt zum Ausdruck, dass früher die blühenden Zweige des Strauches zu Sträußen gebunden wurden. Der Beiname „agnus castus“ ist eine griechisch-lateinische Doppelbezeichnung: „agnos = unschuldig wie ein Lamm“ und „castus = keusch“, was die lipidovermindernde Kraft der Früchte charakterisiert. Im Volksmund kennt man den Mönchspfeffer auch als Abrahamstrauch, Gewürz- oder Schlafmülle.
Es handelt sich hierbei um einen 2 bis 4 m hohen Strauch aus der botanischen Familie der Eisenkrautgewächse (Verbenaceae), der im Mittelmeergebiet und in Zentralasien beheimatet ist. Vorwiegend gedeiht er in Küstennähe an Flussufern und in Bachbetten. Der Mönchspfeffer kann aber auch als Zierpflanze in Kübeln oder im Freien gezogen werden. An den Zweigen wachsen in gegenständiger Anordnung handförmig gefingerte, 5- bis 7-zählig geteilte Laubblätter. Nach dem Hochsommer vom August bis Oktober erscheinen in endständigen Trauben violettblaue, rosa oder weiße Blüten. Später reifen pfefferkorngroße, dunkelbraune bis schwarze Früchte mit pfefferartigem Geruch und Geschmack. Die Einzelfrucht stellt eine viersamige Steinbeere dar.

Formidables Heilkraut
Vitex agnus castus stand bereits im Altertum in hohen Ehren. Pausanias berichtet von einem griechischen Tempel, in dem die Statue des Gottes Aeskulap aus dem Holz des Mönchspfeffers geschnitzt wurde. In gleicher Wertschätzung schmückten sich die tugendhaften Frauen bei den Thesmophorien, einem Feste zu Ehren der Göttin Demeter, mit den Blüten der Pflanze.

Schon früh erkannte man die besonderen Heilkräfte der pfefferartig schmeckenden Früchte. Die Abkochung des Samens wurden als Sitzbad bei Gebärmutterkrankheiten und Unterleibsentzündungen von Frauen eingesetzt. Hippokrates dagegen empfahl den Mönchspfeffer bei Milzschwellung. Mittlerweile entdeckte man auch die Wirkungen bei Störungen des Geschlechtstriebes, wobei starke Dosierungen die Potenz vermindern, schwache dagegen erhöhen. D.h. hohe Gaben wirken antiandrogen = hemmend auf die männlichen Geschlechtshormone. Ferner werden Mönchspfefferextrakte bei Spermatorrhoe (unwillkürlicher Abgang von Samenflüssigkeit beim Manne), Prostatitis (Vorsteherdrüsenentzündung) und Orchitis (Hodenentzündung) eingesetzt.

Vitex agnus castus besitzt außerdem die Fähigkeit, die Bildung von Gelbkörperhormonen bei Frauen anzuregen, was bei Amenorrhoe (Ausbleiben der monatlichen Regel), Sterilität (Unfruchtbarkeit), Myomblutungen und Entzündungszustände der Eierstöcke oder der Gebärmutter ausgenutzt wird. Letztlich ist das Mönchspfefferextrakt (Frischpflanzentinktur: 3 mal täglich 15 Tropfen vor dem Essen einnehmen) ein bewährtes Mittel, um die Milchproduktion bei Wöchnerinnen zu aktivieren.

Mönchspfeffer neu erforscht
Im Jahre 1998 verlieh die Deutsche Gesellschaft für Phytotherapie den nach dem Begründer der wissenschaftlich orientierten Pflanzenheilkunde benannten Rudolf-Fritz-Weiss-Preis einer Promotionsarbeit über die Wirkungsweise von Mönchspfefferextrakt dem Schweizer Forschungsteam: Dr. Daniel Berger, Dr. Willy Burkard, Prof. Dr. Beat Meier (Dozent an der ETH Zürich und Universität Basel sowie Präsident der Schweizerischen Medizinischen Gesellschaft für Phytotherapie) und Prof. Dr. Willi Schaffner (Leiter der Pharmazeutischen Biologie der Universität Basel). Im gleichen Jahr wurde Dr. Daniel Berger angesichts seiner Dissertation über den Einsatz von Vitex agnus castus bei prämenstruellen Symptomen der Frau mit dem Alfred-Vogel-Preis geehrt. Anhand einer umfassenden Studie konnte nachgewiesen werden, dass die Wirkstoffe des Mönchpfeffers einen positiven Einfluss auf das prämenstruelle Syndrom ausüben und eine außerordentlich gute Verträglichkeit besitzen. Die Inhaltsstoffe von Vitex agnus castus: Casticin, Aucubin und Agnusid als Iridoidglykoside, ätherisches Öl bestehend aus Bornylacetat, Cineol, Limonen, Pinen, Caryophyllen, Terpinylacetat sowie Fettsäuren wie Caprin-, Palimitin-, Palmitolein- und Stearinsäure aktivieren die Progesteronbildung des weiblichen Geschlechts, womit über die Hormonwirkung der Eierstöcke der monatliche Menstruationsverlauf ausbalanciert werden kann. D.h. das durch Mönchspfeffer stimulierte Progesteron beeinflusst die Hirnanhangdrüse, welche den Menstruationszyklus steuert und die Beschwerden des prämenstruellen Syndroms reguliert. Durch den erfolgten wissenschaftlichen Nachweis ist der Mönchspfeffer zu den wichtigsten Heilpflanzen für die weibliche Hormonregulation aufgestiegen.

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