TCM - Theorie und Diagnostik - Das Wirkungsverständnis der Akupunktur
von Reimund Grewe

Definition
Die korrekte Übersetzung des chinesischen Begriffes Zhen jiu lautet Aku-Moxa-(Therapie). Gemeint ist die Reizung genau definierter Punkte an der Oberfläche des Körpers durch Nadelstiche (zhen) und durch Abbrennen von Beifußkraut (jiu). Je nach Technik erfolgt das Nadeln entweder ausleitend (xie) oder anregend (bu).

Geschichte
Wirkungsverständnis – Yin, Yang und Qi
Akupunkturtherapie
Diagnostik – Fünf Elemente, fünf konstitutionelle Typen
1. Herz/Feuer
2. Milz/Erde
3. Lunge/Metall
4. Niere/Wasser
5. Leber/Holz

Therapeutische Vorgehensweise
1. konstitutionelle Therapie
2. symptomatische Therapie

Therapeutische Verfahren
Die traditionellen therapeutischen Verfahren der Chinesischen Medizin (liao fa) beinhalten neben der Akupunkturtherapie die "Heilkunde mit Natursubstanzen", die Diätetik, Massage, Akupressur und Qi gong (inklusive dem „Schattenboxen“, Tai ji quan).

In neuerer Zeit haben sich reflexbezogene Mikrosysteme aus der Körperakupunktur entwickelt, die aber als eigenständige (westliche) Therapien betrachtet werden müssen. Dazu gehören die Ohrakupunktur, Schädelakupunktur und Handakupunktur. In der Farbakupunktur, Laserakupunkt sur, homöopathischen Injektionsakupunktur und Elektroakupunktur werden die Akupunkturpunkte speziell stimuliert. Auch eine Veterinärakupunktur hat sich etabliert.

In China wird Akupunktur gerne für Erkrankungen des Äußeren und akute (Hitze, re) Erkrankungen angewendet, während die Kräutertherapie und Diätetik stärker für Erkrankungen des Inneren und chronische (Kälte, han) Erkrankungen zum Einsatz kommen. Idealerweise ergänzen sich die verschiedenen Therapieverfahren. Voraussetzung für die Behandlung ist eine Diagnostik nach der Chinesischen Medizin, inklusive Puls- und Zungendiagnose.

Akupunkturbehandlungen sollten im Liegen durchgeführt werden, da es zum Nadelkollaps kommen kann. Es muss bedacht werden, dass unterschiedliche Körpertypen und unterschiedliche psychische Verfassung eine immer wieder verschiedene Wirkung der Akupunktur hervorrufen. Neben Schwangerschaft und anderem ist Hunger ist eine Kontraindikation.

Wichtig ist, sich vor jeder Behandlung auf ein chinesisches Syndrom festzulegen. Natürlich gibt es nicht immer eindeutig zuzuordnende Typen, so dass die meisten Syndrome bereits Mischformen darstellen (z.B. „Lunge- und Niere-Yin-Mangel“).

Akupunkturpunkte haben nicht nur eine Indikation. Das Erlernen und wirkliche Verstehen dieser Indikationen (Individualität der Akupunkturpunkte) ist schwerer als die anatomisch korrekte Lokalisation. Jedenfalls behandelt nicht jeder Punkt auf dem Herzmeridian das Herz, bzw. ein Punkt dieses Meridians kann eine Hauptindikation besitzen, die augenscheinlich mit dem Herzen nichts zu tun hat.

Heilung wird letztlich nicht allein durch Nadeln oder Moxen erfolgen, sondern durch die Mithilfe des Patienten. Hieran muss der Therapeut appellieren (Gespräch über Lebensumstände und Gewohnheiten, Chancen zur Veränderung). Ohnehin versteht sich die Akupunktur häufig als Primärprävention gegen die Entstehung organischer Erkrankungen. Kommt es einerseits auf die korrekte Auswahl und Nadelung von Akupunkturpunkten an, so wird andererseits der Stimulierung durch Nadeln ein selbstregulierender Prozess an sich nachgesagt (Mikroverletzungstheorie). Schließlich macht die korrekte Durchführung der Akupunkturbehandlung den Patienten froher – und nicht etwa niedergeschlagener (Endorphintheorie).

Wichtig ist die Verlaufskontrolle: Von Behandlung zu Behandlung sind praktisch nie dieselben Punktekombinationen indiziert. Der behandelte Mensch ist jedes Mal ein anderer, seine Situation und die äußeren Einflüsse auch. Fast unnötig zu sagen, dass auch Menschen, die mit exakt gleichen Problemen in die Praxis kommen, aufgrund der Verschiedenheiten ihres Typs kaum mit genau der gleichen Nadelkombination behandelt werden.