Zeitschrift für Phytotherapie - Ausgabe 06/1999 |
Editorial
Immer haben Pflanzen den Menschen in seiner Geschichte begleitet. Ohne Pflanzen wäre die Entwicklung des Homo sapiens nicht nur nicht denkbar, sondern unmöglich gewesen. Pflanzen dienten und dienen als Nahrung, Genuß- und Arzneimittel. Ihre Produkte halfen und helfen dem Menschen, in seiner Umwelt zu überleben. Ihr entnahm er jedoch schon zu Vorzeiten auch Blüten, um sich mit ihnen zu schmücken. Die Pflanze erhielt damit Aufgaben neuer Dimension. Sie war nun mehr als nur ein Objekt des täglichen Lebens und des Überlebens. Sie wurde zum Luxus, im eigentlichen Sinn zum Licht, das den grauen Alltag verschönte. Pflanzen, besonders solche, die zu Heil- und Zauberzwecken genutzt wurden, sind in allen Kulturen in künstlerischer Weise dargestellt worden, nicht nur ihres dekorativen Charakters, sondern auch ihres Symbolwertes wegen. Diese Typisierung von Pflanzen und ihre Zuordnung zu bestimmten legendären Personen, zu geschichtlichen und religiösen Gestalten und Ereignissen, ihre Zuordnung zu bestimmten Charakterbereichen standen sehr oft im Mittelpunkt der floralen malerischen Darstellung. Erinnert sei nicht nur an blumenreiche Altarbilder wie die »Stuppacher Madonna« von Matthias Grünewald (um 1518/1519). Das gilt auch für moderne Gemälde, z.B. für das durch erotische Granatäpfel charakterisierte Bild »Der Traum« von Salvador Dalí oder für das durch einen Hopfenhintergrund begrenzte Portrait der Tänzerin Tamara Danischewski von Otto Dix. Diesen engen Kontakt zu den Töchtern der Göttin Flora hatte auch Albrecht Dürer. Wer kennt nicht seine berühmten Rasenstücke, sein Schöllkraut oder seine Akelei. Und so hat er auch dem Hopfen in besonderer Weise in seinem Holzschnitt der »Philosophia«, einer Zusammenfassung des damaligen Weltbildes, seinen Platz zugewiesen. Die Interpretation einer der dargestellten Pflanzen als Humulus lupulus im Essay (s. S. 315) von Wolfgang Schiedermair steht zwar im Gegensatz zu ihrer Identifizierung durch Lottlisa Behling, der bekannten »botanischen Kunsthistorikerin«. Aber gerade diese effiziente Diskussion zeigt, daß Arzneipflanzenforschung sehr unterschiedliche Bereiche umfassen kann. Nicht immer sind es die wirksamen Inhaltsstoffe, die einen Phytopharmazeuten anregen, sich mit der Arzneipflanze zu beschäftigen. Deshalb erscheint im Weihnachtsheft der »Zeitschrift für Phytotherapie« ein Artikel über eine Heilpflanze, die diesmal nicht aufgrund ihrer Wirkstoffe im Mittelpunkt des Interesses steht. Passend zum Ende des letzten Jahres unseres Jahrhunderts hat Michael Gabor das Gedicht »Jahreskreis« geschrieben. Der Hopfen mit seinem Vergehen und wieder Austreiben wird zur Metapher für das immer wiederkehrende »Alpha und Omega« des ewigen Rundes eines Jahres: Und wieder neigt ein Jahr sich seinem Ende zu. Was war? Der Hopfen, dessen Stärke Um dann im nächsten Jahr Franz-C. Czygan Buchbesprechungen Kongresse, Weiterbildung |
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