Panta Ausgabe 3/1992
Vergleichende Untersuchungen EAV - Lüscher-Test
Zusammenhänge zwischen Soma und Psyche sind meßbar

Claudia Cleff-Menne

Zusammenfassung
Somatische Dysfunktionen sind mit der Elektroakupunktur nach Voll diagnostizierbar und stimmen mit genau definierten psychischen Dysregulationen überein, die im Lüscher-Test objektiv meßbar sind.

Störungen der 12 Subsysteme, repräsentiert durch die Meridiane der Akupunkturlehre, korrelieren signifikant mit 12 möglichen Störungen des psychischen Regulationssystems, differenzierbar und erfaßbar durch den Lüscher-Test.

Schlüsselwörter
Psychosomatik meßbar,
EAV und Lüscher-Test,
signifikante Korrelation beider Meßmethoden

Summary
Somatic dysfunctions can be diagnosed with the electro-acupunture according to Voll and correspond with exactly defined psychic disturbed regulations, which can be objecti-vely measured with the help of the Lüscher test.
Disturbances of the 12 subsystems, represented by the meridians of acupuncture, correlate significantly with 12 possible disturbances of the psychic regulation system; they can be differentiated and recorded with the help of the Lüscher test.

Keywords
Recordable by psychosomatics,
EAV and Lüscher test,
significant correlation of both mearuring methods

Die traditionelle chinesische Medizin behauptet:
"Zuviel Zorn schadet der Leber, zuviel Freude schadet dem Herzen, zuviel Grübeln schadet der Milz, zuviel Traurigkeit schadet den Lungen, zuviel Furcht schadet den Nieren." (von Khi Pa im So Queen von van Nghi).
Stimmen diese psychosomatischen Zusammenhänge und gibt es heute eine Methode, diese Zusammenhänge zu messen?
Für die Messungen des Soma habe ich die Systemdiagnostik nach Beisch als weiterent-wickelte Methode der Elektroakupunktur nach Voll angewandt. Sie ist Ihnen als Ausführende der EAV hinreichend bekannt und bedarf in diesem Rahmen keiner weiteren Erläuterungen. Um die psychischen Störungen zu messen, habe ich den Lüscher-Test angewandt.
Für das rasche Erkennen psychischer Störungen und deren Bedeutung für ein Krankheits-geschehen ist der Lüscher-Test als objektive und reproduzierbare Meßmethode besonders geeignet.
Der Lüscher-Test ist eine Methode zur differenzierten und genauen Erfassung des psychi-schen Zustandes. Lüscher versteht die Psyche als Regulationssystem, das ein harmonisches Gleichgewicht anstrebt.
Wir können uns dieses psychische Gleichgewicht wie zwei Waagschalen vorstellen, die um den Drehpunkt des Waagebalkens pendeln. Leichte Pendelbewegungen im Mittelbereich sind normal. Stärkere Ausschläge bewirken stärkere Gegenbewegungen. Bleibt die Gegenbe-wegung fixiert, besteht eine Entgleisung. Das Gleichgewicht bleibt gestört.
Diesen psychisch-somatischen Zustand pflegt man mit den unklaren Begriffen "Neurose" oder "vegetative Dystonie" zu bezeichnen.
Wie aber fühlen wir uns im ausgeglichenen Zustand, dann wenn wir im harmonischen Gleich-gewicht sind? Wie ein Mensch sich fühlt, ist sein Selbstgefühl.

Lüscher definiert und erläutert vier Selbstgefühle:
- die Zufriedenheit,
- die Selbstachtung,
- das Selbstvertrauen,
- die innere Freiheit.

Jedes der vier normalen Selbstgefühle kann gestört sein. Nach jahrzehntelangen Testmessun-gen von Prof. Lüscher leiden zwei Drittel der Menschen unserer Zivilisation unter einem oder zwei gestörten Selbstgefühlen. Häufig folgen aus länger andauernden Störungen der Selbst-gefühle psychosomatische Beschwerden.
Doch wie entstehen falsche Selbstgefühle? Sie entstehen durch falsche Selbstbewertung, durch Über- oder Unterbewertung von sich selbst.

Wer sich überbewertet, erzeugt gleichzeitig Angst, seinem Idealbild nicht zu genügen. Deshalb hat er heimlich oder unbewußt Selbstzweifel oder Angst, sich zu blamieren.
Wer sich unterbewertet, hat Angst, den an ihn gestellten Anforderungen nicht zu genügen.
Er ist zaghaft oder gehemmt.

Die Bewertung unseres "Ich" spielt sich im Unterbewußtsein ab. Wir können einen Menschen also nicht direkt fragen, ob er unter einer Störung seiner Selbstgefühle leidet.

Als Methode, um die unbewußten Selbstgefühle sichtbar zu machen, entwickelte Prof. Lüscher den Farbtest.

Vier in den letzten fünfzig Jahren genau definierte Lüscher-Test-Farben entsprechen den vier Selbstgefühlen, und zwar:

Lüscher-Blau: Zufriedenheit (ausgeglichene Ruhe)
Lüscher-Grün: Selbstachtung (stabile Festigkeit)
Lüscher-Rot: Selbstvertrauen (Aktivität)
Lüscher-Gelb: innere Freiheit (Entfaltung).

Blau, das Gefühl der Zufriedenheit, bewirkt ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Verbundenheit.
Das dunkle Blau der Lüscher-Farben drückt die Haltung des Diogenes aus, der zufrieden in seiner Tonne sitzt. Als er von Alexander dem Großen nach einem Wunsch gefragt wird, bittet er darum, er möge ihm lediglich aus der Sonne treten. Er ist durch seine Zufriedenheit be-scheiden und friedliebend.
Ist ein Mensch kein Diogenes und eine Situation für ihn störend oder befremdlich, so wird er unzufrieden und innerlich einsam. Er denkt oder sagt es auch: "Es ist zum Davonlaufen!".

Grün ist die Farbe der Stabilität, der inneren Festigkeit und Selbstachtung. Sie wirkt als innerer Kompaß.

Rot ist die Farbe der vitalen Aktivität, der Kraft und des Selbstvertrauens. Selbstvertrauen haben wir, wenn wir unserem Können entsprechend handeln. Wer sich zuviel oder zuwenig zutraut, sich also über- oder unterfordert, untergräbt sein Selbstvertrauen.

Gelb bedeutet Offenheit, Weite und innere Freiheit. Wer ohne Ängste ist, ist innerlich frei.
Umgekehrt ist ein Mensch, der sich von Sorgen bedrückt fühlt, nicht frei, er ist verschlossen. Das helle Gelb der Lüscher-Farben wirkt offen, frei und unbekümmert.

Sind diese vier normalen Selbstgefühle weitgehend ausgewogen, befindet sich der betreffende Mensch in innerer Harmonie, so funktioniert die Psyche und damit auch der Körper ohne nennenswerte Störungen. Niemand bezweifelt die negativen Folgen eines länger andauernden psychischen Stresses für den Körper. Der Lüscher-Test gibt auch Auskunft darüber, ob eine psychische Mißempfindung kurzfristig und begrenzt ist oder ob eine langfristige, neurotisch fixierte Störung vorliegt. Bei Menschen mit tiefergreifenden Problemen ist daher eventuell eine zusätzliche Psychotherapie sinnvoll und hilfreich.

(...)

Anschließend möchte ich Ihnen ein Beispiel bringen:
Christoph W. kam zu Beginn des Jahres 1992 in meine Behandlung. Er ist 31 Jahre alt und leidet seit 1987 unter Herzrhythmusstörungen. Die Arrhythmien waren zeitweise so massiv, dass sie stationär behandelt werden mußten. Zweimal wurden wegen Kammerflimmerns elektrische defibrillierende Maßnahmen eingesetzt. An Medikamenten erhielt Christoph W. welche gegen Rhythmusstörungen des Herzen (den Namen erinnert er nicht mehr) und schließlich Beta-Blocker. Der therapeutische Erfolg war äußerst gering. Weiterhin wichtig aus der Anamnese erscheint, dass die Verdauung dem Patienten schon viele Jahre Beschwerden macht. Aus dem Kieferbereich fällt der Systembezug und im EAV-Test meßbar auch die Fokuswirkung des verlagerten Zahnes 38 auf.
Sehr genau kann Christoph W. die Auslöser der Arrhythmien angeben: akute Infekte, psychi-scher Streß, Nahrungsmittel (z.B. Bier). Einmal löste eine besonders kräftige Shiatzu-Massage im Nacken (Christoph W. zeigte auf den Dünndarmmeridian) einen Anfall von Herzrhythmusstörungen aus.
Körperlicher und psychischer Streß also erzeugen die somatischen Beschwerden. Erfahrungsgemäß dürften ein oder zwei Selbstgefühle gestört sein, wenn psychischer Streß
so stark ist, dass er massive somatische Beschwerden hervorruft. Der Lüscher-Test von Christoph W. ergab psychisch und somatisch krankmachende innere Konstellationen.


(...)

Den psychischen Streß, den Christoph W. sich selbst macht, kann er als Schriftsteller sehr gut beschreiben. Mit 20 Jahren hat er sich vorgenommen, bis zum dreißigsten Lebensjahr unbe-dingt ein erfolgreicher Autor zu werden. Als er mit 26 dann noch nicht so erfolgreich war, begannen die Herzrhythmusstörungen.
Nun ist Christoph W. bekannt, aber dennoch nicht glücklich und gesund. Sein Lüscher-Test zeigt in der Ablehnung von Gelb die Angst vor Zurückweisung, vor Verlust, vor Verände-rung, vor Beziehungsverlust. Er ist besonders eifrig, reist immer mit Schreibmaschine.
Um seine Ängste zu überspielen, flüchtet er von einem Wohnsitz zum anderen. Mal lebt er in Südfrankreich, mal in New York, zur Zeit wohnt er in Berlin. Aber eigentlich haßt er Deutschland und besonders Österreich (dort ist er geboren). Seine Flucht äußert sich in der Bevorzugung von Gelb. Mal ist die eine Seite, mal die andere seiner gestörten Selbstgefühle sichtbar. So erhebt er unbedingten Anspruch auf Kompetenz und Respekt (++2). Er will mit aller Macht berühmt sein. Eigentlich hat er aber große Angst vor Mißachtung (--2).
Die psychische Umkehrung der Übersteigerung ist bei Christoph W. die eigentlich krank-machende Ursache, das ist dann die Wahl ++2 und -4 (Angst vor Zurückweisung).
Damit zeigen sich direkt die psychosomatischen Beziehungen zum Herzmeridian.
Im EAV-Test waren beide Meridiane gestört. In der somatischen Therapie sind also beide Meridiane des Systems Herz - Dünndarm zu berücksichtigen. Von Voll stammt dazu die Aussage, dass bei länger andauernder Störung eines Meridians der Partnermeridian mit zu therapieren ist.
Nun fragen Sie sich vielleicht, warum ein Lüscher-Test bei den von Ihnen mit EAV zu untersuchenden Patienten so wichtig sein soll. Der Lüscher-Test mit seiner psychischen und somatischen Aussage erleichtert und maximiert die Wahl der homöopathischen Begleitmittel und des Konstitutionsmittels. Weiterhin können Sie wesentlich leichter mit dem Patienten über seine psychischen Probleme sprechen. Vielen Menschen hilft es auch schon, wenn sie die etwa fünfseitige Auswertung ihres Lüscher-Testes ausgedruckt selber lesen können und sich über ihre Probleme klar werden. Erst die Selbsterkenntnis (und das ist mit dem Lüscher-Test möglich) versetzt uns in die Lage, uns zu ändern.

Literatur bei der Verfasserin
(Anschrift der Verfasserin: Dr. med. dent. Claudia Cleff-Menne, Grendbach 49, 4300 Essen 14)

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